22.09.2022
Heute ist Autofreier Tag. Eine gute Gelegenheit, einige der von Hutchinson & Partners durchgeführten Studien zu den Möglichkeiten der autofreien Stadt vorzustellen und sich für eine Verringerung des Verkehrs einzusetzen, dies mit dem Ziel unsere Städte nachhaltiger zu gestalten und zu einer weltweiten Verbesserung der Lebensqualität beizutragen.
Stellen Sie sich doch einmal unsere Städte ohne Zapfsäulen, TÜV-Zentren, Reifenzentren, Autohäuser, Parkplätze, Autowerkstätten und KFZ-Mechaniker vor – all diese Bestandteile unserer städtischen Infrastruktur, die mit Autos zu tun haben. Einer Stadt, die so viel Land für den Stadtumbau zur Verfügung stellt, böte sich die einmalige Gelegenheit, neue Maßstäbe für die Zukunft zu anzusetzen. Eine autofreie Stadt eröffnet zahlreiche Möglichkeiten im Hinblick auf die Beziehung, die wir zu unseren städtischen und vorstädtischen Gebieten hegen.
Seit 2018 erforschen die Büros von Hutchinson & Partners in London und Berlin die Möglichkeiten einer autofreien Stadt. Unser laufendes Berliner Forschungsprojekt Twelve Sites hat zahlreiche Standorte in ganz Berlin kartiert, an denen sich KFZ-Infrastrukturen befinden. Wir führen derzeit ähnliche Untersuchungen in London durch.
In den 12 Bezirken Berlins wurden 850 PKW-bezogene Standorte ermittelt. Diese Standorte wurden im Hinblick auf künftige Entwicklungsmöglichkeiten hinsichtlich Standort, Anbindung und Komplexität bewertet, und zwar mit dem Ziel ein Rating für ihr Potenzial zu erstellen. Von den 850 ermittelten Standorten wurden 353 als bewertbar eingestuft, wobei 226 (64 %) der Standorte ein hohes Entwicklungspotenzial aufweisen. Mit der Analyse und Kartierung dieser Standorte wollen wir einen Dialog über ihre künftige Positionierung aufnehmen.
Es ist ermutigend, dass der allmähliche Übergang zur Stadt der Zukunft, in der nicht das Auto, sondern die in der Stadt lebenden Menschen im Mittelpunkt stehen, derzeit viele Menschen in Städten rund um die Welt zur Debatte, Probe und in gewissem Maße auch zur Umsetzung anregt. Dabei bleibt zu hoffen, dass dies im Ergebnis zu Städten führt, die in erster Linie für Menschen entwickelt werden und in denen Platz für dringend benötigten Wohnraum, öffentlichen Raum und Grünflächen ist. Als Kuratoren unseres Lebensraums sind wir optimal positioniert, um hierbei Unterstützung zu leisten.
Immer deutlicher zeigen sich die Auswirkungen des Autos auf unser Leben sowohl im Hinblick auf den Einzelnen als auch auf das Kollektiv. Zunehmend wird das Auto als bequemlich und als altmodisches Statussymbol betrachtet. Immer häufiger gilt die Abschaffung des Autos als wichtigster Beitrag, den der Einzelne oder die Familie zur Verminderung von Kohlendioxid-Emissionen leisten kann. Jüngere Generationen wachsen bereits ohne die Erwartung eines eigenen Autos auf. Während in London und anderen Ballungszentren versucht wird, das Verkehrsaufkommen auf politischem Wege zu reduzieren, lässt sich dies anderswo nicht unbedingt beobachten. Behördlicherseits wird von Städten im Pendlergürtel weiterhin ein Parkplatzverhältnis von 1:1 für Wohngebiete gefordert, obwohl diese Wohngebiete lediglich eine halbstündige Zugfahrt von London entfernt liegen. Anfang dieses Jahres unterzeichneten 50.000 Berlinerinnen und Berliner eine Petition von Berlin Autofrei[1], die zu einer autofreien Zone von 88 Quadratkilometern im Zentrum Berlins (innerhalb des S-Bahn-Rings) auffordert. Hierdurch würde der größte autofreie Stadtbezirk der Welt entstehen, der flächenmäßig der Zonen 1 und 2 in London entspräche.